Startup Insider

Exein 70 Millionen Series C: Deutsche Bahn, Exit-Strategien, Europäische Cybersecurity – Dirk Seewald (eCapital))

Episode Summary

Dirk Seewald über Exeins 70-Mio-€-Runde: Deutsche Bahn als Kunde, europäische Cybersecurity-Chancen und warum Gründer vom ersten Tag international denken sollten.

Episode Notes

Dirk Seewald an Gründerinnen und Gründer: "Sehr früh, sehr international denken." Und: Kann Europa im Cybersecurity-Rennen gegen USA und China wirklich mithalten?

Managing Partner Dirk Seewald von eCapital Entrepreneurial Partners diskutiert mit Jan Thomas die beeindruckende 70-Millionen-Euro Series-C-Runde von Exein. Das italienische Cybersecurity-Startup schützt bereits über eine Milliarde IoT-Geräte und konnte die Deutsche Bahn als Referenzkunden gewinnen. eCapital führte 2021 die Series A an, entschied aber bewusst gegen eine Beteiligung an der C-Runde. Im Startup Spotlight erklärt Dirk, warum europäische Akademiker zwei von drei neuen quantensicheren Verschlüsselungsalgorithmen entwickelt haben, wie Exein mit MediaTek und Supermicro den "heiligen Gral" des Go-to-Market erreicht und weshalb alle drei Exit-Optionen – Börsengang, PE-Platform oder Hyperscaler-Übernahme – realistisch sind.

Über den Gast:

Über Exein:

Weiterführende Informationen:

Über Startup Insider
Startup Insider ist das Branchenportal für die Startup-Szene im DACH-Raum. Hier findest du Nachrichten aus allen Regionen und Industrien sowie eine Übersicht der wichtigsten Akteure und Events der deutschsprachigen Startup-Welt.

Alle Infos zu ausgewählten Werbepartnern findest du hier (https://linktr.ee/startupinsider).

P.S. Wenn Du nichts verpassen willst, was bei Startup Insider passiert, folge uns auf LinkedIn

Episode Transcription

Speaker 1: Dirk, hi, freut mich. Hallo Jan, schön dich zu hören. Ja, schön, dass wir sprechen und erstmal, wahrscheinlich kann man sagen Glückwunsch, ne, starke Entwicklung.

Speaker 2: Ja, ganz herzlichen Dank. Das betrifft ja nicht nur dieses eine Unternehmen. Du weißt ja, wir sind im VC, da geht es hoch und runter. Ich sage immer, man muss sicherstellen, dass an einem Tag die positiven Nachrichten überwiegen. Und das ist aktuell der Fall.

Speaker 1: Ja, genau. Wir reden heute natürlich weniger über eCapital als über Exane. Deswegen habe ich dazu natürlich Glückwunsch sagen wollen. Aber lasst uns vielleicht trotzdem einsteigen mit euch. Das waren ein paar Sätze zu euch, dass vielleicht auch der Kontext klar wird. Du sagst, ihr seid ein VC, aber ihr seid ja schon auch relativ lange unterwegs.

Speaker 2: Absolut. Also e-Capital ist 1999 gegründet. Also wir sind seit etwas über 25 Jahren unterwegs, investieren seit jeher in Technologie-Startups. Also wir lieben Deep Tech. Wir haben in den ersten Jahren sehr viel auch, insbesondere in erneuerbaren Energien investiert. Und dann eben wie Hiljatec Sonnen spielen da eine Rolle, aber auch Unternehmen, die sich im Bereich neue Materialien, Semiconductor, unterwegs sind. Novalet ist zum Beispiel an Samsung verkauft. Und wir haben, und das ist sicherlich auch Teil unseres Gesprächs heute, vor einigen Jahren das Feld Cybersicherheit aufgemacht, in das wir mittlerweile in 16 Unternehmen investiert haben. Und vielleicht noch abschließend e-Capital. Wir haben mehr als 400 Millionen unter Management. Aktuell investieren wir die fünfte Fondengeneration. Das ist ein Deep-Tech-Fond mit 160 Millionen Euro Volumen. Wir machen gerne den Lead oder den Co-Lead in CWSE-Runden und sind investiert in Unternehmen wie 1,5, Dryad, Co-Intelligence und kürzlich Baobab.

Speaker 1: Spannend. Und jetzt sagst du gerade Cyber Security. Lass uns mal darauf jetzt irgendwie mal ein bisschen fokussieren. Warum ist der Bereich aus deiner Sicht gerade so spannend? Also wenn du jetzt hast 16 Investments getätigt dort. Klingt ja so, als habt ihr das irgendwann für euch entdeckt und es ist fast eine Art Schwerpunkt geworden. Es ist einer unserer Schwerpunkte.

Speaker 2: Nicht der einzige, aber einer unserer Schwerpunkte. Und letztendlich investieren wir in Produkte, Technologieunternehmen, die unsere IT-Infrastruktur, den Cyberraum, sicherer machen, verlässlicher machen. Ich formuliere das ganz bewusst so breit, weil wir haben auch so eine breite Definition. Das alles ist eigentlich gestartet mit einem meiner Kollegen, dem Willi Mannheims, noch bevor ich auf die Venture-Seite gewechselt bin. Auch aufgrund seiner persönlichen Erfahrung, selber auch als Cyber-Unternehmer, bin ich übrigens auch, dann in 2016 war das, glaube ich, der letztendlich zu eCapital auch gekommen ist und dann hier gemeinsam mit mir und dem Team diesen Cyber-Schwerpunkt aufgebaut haben. Also wir sind zumindest mal zu einem großen Teil selber auch Unternehmer gewesen, die letztendlich Produkte und Lösungen angeboten haben im Bereich Cyber-Sicherheit, der Willi Mannheims, mein Kollege, eher im Bereich Verschlüsselung für behördliche Kommunikation, Wunder und First SCEO der Firma SeccoNet und ich selber auch insbesondere aus dem Bereich Cyber Sicherheit für kritische Infrastrukturen. Und es ist so, dass letztendlichen die Themen einfach auch zum richtigen Zeitpunkt zusammenkommen und so haben wir 2018 war das, glaube ich, den ersten deutschen, dedizierten, unabhängigen Cybersicherheitsfonds aufgelegt. Und seitdem ist es eines unserer Schwerpunkte.

Speaker 1: Und wir reden vor dem Hintergrund dieser Runde von Exane, die kommen aus Italien, aus Rom. Und jetzt gibt es ja zwei Dinge eigentlich. Also einmal Italien ist, glaube ich, als Cyber Security Hub nicht so richtig bekannt und eCapital auch nicht dafür bekannt, dass sie in Italien investieren.

Speaker 2: Beides sind vielleicht ein paar Besonderheiten. Also dazu muss man Folgendes sagen. Wenn wir in dieses Feld, diese Branche Cyber Security für uns entdeckt haben, dann tun wir natürlich unsere Investments, suchen wir die maßgeblich mal in Deutschland. Wir haben in Deutschland auch eine oder einen deutschsprachigen Raum. Wir haben insbesondere in Deutschland auch eine sehr gute, würde man sagen, akademische Landschaft, Forschungslandschaft an der Stelle. Haben da auch ein sehr renommiertes Venture-Partner aus dem akademischen Bereich für uns gesichert. Aber wenn man sich jetzt mal die Größe des Marktes für diesen speziellen Bereich anschaut, dann reicht das am Ende nicht aus für ein VC. Und deshalb schauen wir nach Europa und haben einige unserer Investments, wenn ich jetzt gerade unser Cyber-Portfolio nehme. Gibt es einige, die, wenn wir sagen, außerhalb von Deutschland sind. Also, da wollen wir sagen eines der ersten haben wir in UK gemacht, in Cambridge, Ultrasoc, an Siemens verkauft. Ich habe gerade oder wir reden gerade über Exane in Rom, in Italien. Spanien ist letztendlich auch ein Land, wo sehr viel Cybersicherheitsinnovation entsteht und natürlich Frankreich. Aber ja, es ist wie Europa sich so darstellt. Wir sind divers. Wir haben nicht nur, wenn wir mal sagen, eine zentrale Quelle für Innovation. Und bei Exen war es ganz konkret so, dass eben das Unternehmen in Rom gegründet wurde. Denn der Gründer und das Gründerteam, das lebt in Rom und hat auch eine gewisse Erfahrung. Das sind nämlich keine Erstgründer. Die haben auch schon. Unternehmen aufgebaut und haben dann irgendwann gesagt, ok, wir machen das, was wir jetzt hier gelernt haben, mal als Produkt und starten das Unternehmen in Rom.

Speaker 1: Bevor wir über Exane weiter sprechen, lass uns mal vielleicht ganz kurz, weil wir eben auch Israel schon angeschnitten haben und du von Europa gesprochen hast, lass uns ganz kurz die geopolitische Bedeutung von Cybersecurity einmal durchleuchten. Also gerade in den Zeiten, weiß nicht, es hat sich ja in den letzten, ich sag mal so sechs Monaten, relativ viel getan auf der Welt. So die Kontinentalplatten, wie wir sie kannten, haben sich so ein bisschen verschoben. Wie guckst du da drauf und wie wichtig ist in dem ganzen Segment so eine europäische Souveränität?

Speaker 2: Also wenn man sich die, wie wir sagen, Sicherheit und Resilienz unserer IT-Infrastruktur anschaut, dann muss man sagen, dass es viele Jahre, wie man sagt, unterbeachtet wurde. Das hat sich natürlich komplett gedreht, wie du schon sagst. Cyber-Sicherheit oder der Cyber-Raum wird heute auch im Rahmen der Souveränitätsaktivitäten gesehen. Er wird auch im Raum von Verteidigung und Defense gesehen. Er ist Teil des Readiness 2030-Programms der Europäischen Kommission. Und daher gibt es jetzt eine ganze Reihe von Gründen, weshalb wir alle gemeinschaftlich sicherstellen müssen und wollen, dass, wenn wir sagen, generell unsere Infrastruktur cyber-sicherer wird. Das umfasst letztendlich sehr, sehr viel. Da können wir gleich nochmal drüber reden. Aber das ist letztendlich heute sicherlich auch ein Schwerpunkt von Industriepolitik und ich will jetzt gar nicht zu viel über die Komplexität von Industrien, IoT oder Computerprodukten reden. Aber man ist immer relativ schnell auch so weit, dass man sich das Thema Souveränität und Wertschöpfungskette, Lieferkette sehr, sehr aktiv und sehr genau anschauen muss, um da nicht Überraschungen zu erleben. Also daher... Es ist jetzt aktuell eines der Top-Themen.

Speaker 1: Und glaubst du denn, und ich finde, das ist ja wirklich in der aktuellen Fall, wir gucken uns immer die Startup-Szene an, wir sehen was in der Startup Szene, wo da Europa im Vergleich zu den USA oder auch China dann auch oft hinterherhinkt, auch gerade was die Kapitalisierung angeht, ist denn, also siehst du denn überhaupt, dass dieses Rennen im Bereich Cybersecurity und dann natürlich auf der anderen Seite, man braucht ja Cybersecurity, weil es auch Cyberangriffe gibt? Kann man dieses Rennen überhaupt noch gewinnen? Also können wir da überhaupt mitstinken oder würdest du sagen, da muss man eher sich dann doch irgendwie an eine der anderen Großmächte irgendwie annähern und hoffen, dass die, so wie das im herkömmlichen militärischen Bereich der Fall ist, dann doch die schützende Hand über uns halten.

Speaker 2: Also es gibt die Antwort auf diese Frage, die hat mehrere Dimensionen. Das eine, damit starte ich mal, wir haben eine sehr, sehr, und das hatte ich eingangs auch schon gesagt, wir haben in Europa und insbesondere auch in Deutschland eine exzellente akademische und wissenschaftliche Basis. Cybersicherheit hat sehr viel auch mit, immer sagen, Technologie zu tun, teilweise auch Grundlagentechnologie. Ich will mal ein Beispiel erwähnen. Wir reden und das ist sicherlich auch eine sehr... Ja, valide Bedrohung eigentlich. Wir reden darüber, dass mithilfe von Quantencomputern heutige Verschlüsselungsalgorithmen, die heute überall verwendet werden, mal sagen geknackt werden können, relativ schnell. Das ist eigentlich immer eine Frage der Zeit. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Aber vor dem Hintergrund hat das NIST, das ist eine amerikanische Behörde, die letztendlich die Verschlüssungsalgorythmen definiert. Die als Standard dann verwendet werden. Die haben eine Ausschreibung gemacht, diese Algorithmik neu zu definieren, sodass sie quantensicher sind. Und im Ergebnis gibt es dann mittlerweile zwei von drei, der dann am Ende wahrscheinlich gewinnenden Algorithmen stammen aus von einer deutschen Universität und von einem deutschen Forschungsinstitut. Also wir haben eine sehr, sehr gute akademische Basis. Wir haben generell immer, das wirst du nicht zum ersten Mal hören, Challenge dann so Innovation letztendlich in Unternehmen zu bringen und dann kommerziell auch erfolgreich zu machen. Das ist sicherlich ein Thema, aber wir haben diese sehr gute, exzellente Basis. Was wir auch haben ist, wir haben natürlich auch, wenn wir sagen, die entsprechend ausgebildeten Personen. Wir haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sind derzeit, würde man sagen, fast schon attraktiver teilweise als unsere Freunde in den USA, was jetzt auch Zuwanderung anbetrifft und was insbesondere auch die Ausbildung letztendlich anbetriff. Und wir haben, wenn man sich das jetzt mal gesamtwirtschaftlich anschaut, haben wir eine Besonderheit in Europa und auch gerade in Deutschland, wir haben einen sehr, sehr großen Mittelstand. Und wenn man sich da jetzt mal Unternehmen anschaut, die ja hier beso nders gut erfolgreich sind, dann sind das oftmals Unternehmen, die sich auch auf diese Schwerpunkte konzentrieren und die dann, würde man sagen, hier auch von diesen Vorteilen auch profitieren. Und ich kann dir mal ein Beispiel geben aus dem Bereich Cyber-Sicherheit. Das ist in Unternehmen auch da wieder bedauerlicherweise noch eine Ausnahme. Ich denke mal, dass sich das auch entwickeln wird. Wir haben vor wenigen Tagen letztendlich die Übernahme der Firma Hornet Security aus Hannover durch einen großen afrikanischen Player gesehen für eine Milliarde US-Dollar und letztendliche hat sich damit der Käufer den Eintritt sowohl in den europäischen Markt gekauft, aber auch ein Produkt- und Lösungsangebot, das sich an mittelständische Unternehmen richtet. Also es gibt durchaus bestimmte Bereiche. Wo wir hier in Europa Vorteile haben.

Speaker 1: Also erst mal klingt das ja toll, was du sagst, und ich habe also dieser Blick auf den Mittelstand, der ist wahrscheinlich auch vielleicht an die Brücke zu Exane, weil wenn ich das richtig verstehe, ist das ja wahrscheinlich auch hinterher eine der Kundengruppen, die sie adressieren. Vielleicht kannst du das mal ein bisschen durchführen, weil also auch jetzt in dem Puzzle, das du gerade aufgemacht hast, welche Rolle Exane dann spielen könnte aus eurer Sicht.

Speaker 2: Absolut, sehr gern. Also, bei Accane, da muss ich mal ein bisschen eintauchen und zwar warum, weil letztendlich die Produkte und Lösungen von Accane schon sehr, sehr stark, ich will mal sagen, auf dem Chip und auf den Computern laufen. Es geht um Folgendes, und zwar erkennt die Lösung von Accain im laufenden Betrieb von einem Computer, von einem kleinen IoT-Gerät Anomalien. Also man muss sich das so vorstellen, wenn beispielsweise ein Prozess ungewöhnlich viel Rechenkapazitäten benötigt, dann ist das ein Indiz dafür, dass da irgendwas komisches läuft auf diesem Gerät. Das ist nur mal ein ganz profanes Beispiel. Und wenn ich von Geräten spreche, dann ist eigentlich die Kunst an der Stelle, jetzt nicht PCs oder Server oder, wie wir sagen, größere, sehr leistungsfähige Geräte zu überwachen. Sondern die Kunst besteht darin, die Milliarden von sehr, sehr kleinen IoT-Geräten zu überwachen. Das können Sensoren sein, das können beispielsweise Webcams sein. Das kann möglicherweise auch ein Spielzeug sein, wo kleine Prozessoren arbeiten und letztendlich die während der Laufzeit auf Cybersicherheitsvorfälle überwacht werden sollen. Exane nennt das dann mittlerweile das Cybersecurity Immune System. Hab ich gesehen. Das finde ich eine sehr treffende Charakterisierung. Und wenn man sich jetzt das mal anhört, was ich gerade erzählt habe, dann reden wir tatsächlich über etwas, was relevant ist für viele Milliarden von IoT-Geräten, ob groß oder klein und das letztendlich in eine Lösungen umgesetzt zu haben, die produktisiert ist, also die wirklich live eingesetzt wird. Mittlerweile haben wir etwa eine Milliarde von IoT-Geräten sozusagen, auf denen Xein installiert ist und läuft. Das ist letztendlich das Besondere an dem Unternehmen.

Speaker 1: Ja, die Zahlen habe ich auch gesehen, schon sehr beeindruckend. Was mir nicht klar war, ist, dass sie auf dem Prozessor sitzen. Das habe ich tatsächlich so gar nicht verstanden. Ich dachte, es wäre ein kleines Device. Wie funktioniert sowas dann in der Technik oder in der Realität dann? Weil es müsste ja eigentlich dann doch ähnlich wie bei einer Software die ganze Zeit. Und so habe ich das auch hier gesehen. Sie vergleichen das ja mit so einem Autoimmunsystem eigentlich, dass Sie im Prinzip davon sprechen, dass es die ganzezeit geupdatet wird. Wie funktioniert so was? Das ist ja technisch sehr anspruchsvoll eigentlich, oder?

Speaker 2: Es ist super anspruchsvoll und es ist auch eine kleine Software. Also um das vielleicht auch mal abzuräumen. Es ist keine Hardware, sondern es ist ein kleines Stückchen Software, das letztendlich integriert ist in das Betriebssystem oder in den Kernel oder eben auf den Mikroprozessor. Jetzt wird es ein bisschen technisch. Ich muss sagen, je kleiner eigentlich dieser Prozessor ist, umso schwieriger wird das Ganze. Und das wird dann integrieren. Dann trainiert man letztendlich ein sehr kleines KI-Modell darauf, wie sich dieses Gerät normalerweise verhält. Daran kann man schon sehen, dass das nur funktioniert für relativ stabile Use-Cases. Also wenn man da jetzt viel rumkonfigurieren kann, wie das beispielsweise bei einem PC ist, dann ändert sich das Verhalten irgendwie laufend. Aber wenn man sich jetzt mal vorstellt, man hat einen Sensor, der misst irgendwie... Einmal pro Minute eine Temperatur, dann ist das ein Rhythmus, dann ist das etwas, was immer wieder kehrt und worauf man auch ein kleines Modell trainieren kann. Und auf dieser Basis wird dann halt das Verhalten überwacht. Und wenn es davon Abweichungen gibt, dann je nach je nach Use-Case, je nach OEM, je nach Produkthersteller kann man dann Geräte abschalten, man kann sie vom Netz trennen, man kann Alarmierungen ausführen und das muss letztendlich, wie gesagt, sehr tief in den Software kehren. Integriert werden und daher ist das auch der Ansatz oder einer der primären Ansätze für das Go-To-Market-Modell, nämlich so nah wie möglich auch an den Prozessor zu kommen und an der Stelle auch mit Prozessorer-Herstellern zu kooperieren und auf diesem Wege dann letztendlich Verbreitung zu finden.

Speaker 1: Stichwort Go-To-Market und Verbreitung. Ich habe gesehen bei den Referenzkunden unter anderem die Deutsche Bahn dabei. Das hat mich total gewundert, dass das also quasi ein Startup, das schafft. Also ich hätte jetzt gedacht, eine Deutsche Bahn, da musst du, also gerade in so einer kritischen Infrastruktur, da musst du irgendwie, ich weiß nicht, zig Jahre irgendwie an Erfahrung vorweisen können und hast dann nochmal zig Jahre an irgendwie Sales-Zyklen vor dir. Wie geht sowas?

Speaker 2: Also ich würde mal sagen, ich habe einige Unternehmen, die mit der deutschen Bahn zusammenarbeiten und letztendlich immer, nach meiner Erfahrung, wenn die Lösung und die Technologie wirklich was Besonderes ist. Und das ist hier der Fall. Wir haben letztendlichen hier etwas, wo selbst Akademiker in den ersten Tagen sozusagen nicht oder daran gezweifelt haben, dass das technisch funktioniert, was sie tun. Das tut es aber. Wir haben hier einen der ersten Unterstützer, ist einer der Gründer letztendlich von einem sehr großen führenden Electronic Design Automation Unternehmen in den USA. Also da es gibt da letztendlichen schon diese Besonderheit, warum das was Xsane macht tatsächlich funktioniert und man dann mit dieser, ich sag mal mit dieser Überwachungslösung, diesem Immunsystem auch ja dem dem dem Kunden auch so ein bisschen piece of mind gibt. Also es ist jetzt letztendlich mittlerweile auch eine Plattform Lösung, die ja mehr tut, als man eigentlich ursprünglich mal im Produkt vorgesehen hatte. Und letztendlichen ist das auch einer der wichtigen Schritte für so ein Unternehmen und gerade auch für Exen jetzt, dass man jetzt den den den Schritt macht hin von. Wenn wir sagen, einem Produkt oder einer Funktion, einem Feature hin tatsächlich zu einer Lösung und dann letztendlich auch zu einer Plattform, die letztendlichen auch dem Anspruch im Unsystem auch gerecht wird. Und um die Frage nochmal zurückzukommen, es ist schon die Besonderheit der Lösung, die es wirklich einzigartig macht und dann es einem auch gelingt, mit jemandem wie der Deutschen Bahn zum Beispiel zusammenzuarbeiten, aber auch mit... Mit Chip-Unternehmen. Also die will ich auch insbesondere unternehmen und erwähnen. Unternehmen wie MediaTek und Supermicro, wo man letztendlich damit rechnen darf, dass eben diese Chips in Millionen Stückzahlen in unsere Welt sozusagen wandern, in kleine IoT-Geräte, in das Spielzeug, in den Kühlschrank, in die Waschmaschine. Und damit, würde man sagen, haben wir natürlich einen super Verbreitungskanal.

Speaker 1: Und das wäre jetzt auch vielleicht dann die Frage, was ist denn eigentlich für das Unternehmen hinterher spannender, also die Direktkundenbeziehungen wie mit einer deutschen Bahn? Oder würdest du eher sagen, war das, was du gerade beschrieben hast, mit dem Prozessorhersteller? Das klingt ja fast so ein bisschen nach so einem Intel Inside Ansatz, dass man sagt, man ist fast hinterher so eine Art Gütesiegel für eine bestimmte Kategorie von Prozessoren, oder?

Speaker 2: Ja, vielen Dank. Genauso soll es sein. Also, die Sache ist die, wir machen aktuell beides, und zwar um den Use-Kiss bei den Endkunden zu verstehen und um letztendlich auch Produkte und Lösungen zu bauen, die dem auch entsprechen und dann auch die Anforderungen widerspiegeln. Am Ende sind die Produktunternehmen heute maßgeblich auch, kann man sagen, Regulierung unterworfen. Wir haben sowohl in Europa als auch in den USA da entsprechende Regulierungen, die beispielsweise in Europa der EU Cyber Resilience Act sind. In den USA gibt es den US Cyber Trust Mark Act. Also das gibt schon den Trend, dass man mittlerweile, ich will mal sagen, Regulierung auch auf Produkte letztendlich setzt. Also sprich alle Produkte, die hier letztendlich ... Digitale Elemente haben. So ist glaube ich die Formulierung dann im Gesetz. Und ich kann mir heutzutage kaum noch ein Produkt vorstellen, was eben diese digitalen Elemente nicht enthält. Zumindest mal kein digitales Produkt natürlich. Also wir müssen das natürlich verstehen. Und auf der anderen Seite, um jetzt auf die Chip-Unternehmen zurückzukommen, das ist natürlich ein sehr, sehr effizienter, wenn wir sagen, go-to-market-Kanal. Schon der Heilige Krieg.

Speaker 1: Schon der heilige Gral hinterher, oder?

Speaker 2: Absolut.

Speaker 1: Also, weil ich versuche mir gerade vorzustellen, wo die Reise jetzt hingeht. Vielleicht können wir noch mal so den Blick nach vorne werfen, was das für eine Art von Unternehmen ist. Also welche, was da entsteht, welche Größenordnung das mal haben kann. Habt ihr da eine konkrete Vorstellung? Also das klingt ja erst mal nach einem Börsenkandidat mal irgendwann. Vielleicht auch vor dem Hintergrund. Vielleicht lasst uns mal kurz auch über die Runde sprechen. Eine 70-Millionen-Runde sieht man ja auch nicht so oft hier momentan.

Speaker 2: Ja, absolut. Gerade auch, wenn wir mal sagen, im Bereich B2B, Cybersecurity Europa ist das schon eine Ausnahme. Wir freuen uns sehr, dass wir da jetzt das Unternehmen so weit gebracht haben, dass man jetzt für diese Series C nicht nur einfach das Geld zusammengesammelt haben, sondern auch von großen Namen. Also wir haben hier Bolderton als Lead, Wir haben Lake Star und Patek als Investoren. Wir haben diese Series C auch quasi ein Jahr nach der Series B gerast, auch die will ich ganz kurz noch erwähnen, 15 Millionen, letztes Jahr mit 33N Patek, 33N ist ein portugiesischer oder ja eigentlich ein internationaler mit mit mit Sitz in in Portugal Cyber Investor. ... Und dem vorweg ging, das hat ein bisschen länger gedauert, ... ... In 2021 die Series A, ... ... An der wir uns dann als Co-Lead gemeinsam mit ... ... Future Industry Ventures beteiligt haben. Also es geht hier schon mit sehr großen Schritten voran. Ja, Future Industry Ventures ist ein Redstone-Fond. Ah so, ok, das wusste ich gar nicht. Genau. Also esgeht hier letztendlich in den letzten zwei Jahren ... ... Schon mit mit sehr grossen Schritten ... ... Voran und natürlich steckt dahinter ... Auch eine sehr große Vision, nämlich letztendlich dieses Immunsystem für IoT-Geräte zu werden. Und das ist eben mehr als einfach nur ein kleines Stückchen Software, was irgendwie mal Prozesse überwacht, sondern dazu gehört dann letztendlichen auch, das Supply Chain auf weitere Funktionen zu übernehmen, was ich damit meine. Software Supply Chain, also wenn man sich heute Software anschaut, dann wird eigentlich nur noch ein kleiner Teil selber geschrieben. Ein Großteil wird irgendwie dazu lizenziert oder eingebunden. Vielfach ist das auch Open Source. Und mittlerweile ist das ein sehr großes Thema, Software Bill of Materials letztendlich zu managen, auch vor dem Hintergrund Cybersicherheit. Also es ist ein sehr, sehr großes Themenfeld letztendlichen. Wo Exane die Strategie verfolgt, dann letztendlich für Produktkunden mehr oder weniger eine Plattform anzubieten, mit Hilfe derer man sowohl die Software laufend monitoren kann, überprüfen kann, die Grundlagen auch für die entsprechende Zertifizierung auch darzustellen und dann letztlich eben, wie gesagt, in Summe ein solches Immunsystem auch zu liefern. Daher kann es in der Tat sehr groß werden. Wenn man sich jetzt mal auch Exit-Szenarien anschaut, dann sind eigentlich alles Szenarie auf dem Tisch, sowohl möglicherweise auch im Börsengang. Es könnte eine große PE-Plattform werden und natürlich ist das, wenn es weiterhin erfolgreich bleibt, auch für die großen Hyperscaler und für große Cyber-Unternehmen natürlich extrem interessant.

Speaker 1: Spannend, weil du gerade gesagt hast, PE-Plattform. Dann lassen wir es vielleicht aus eurer Sicht nochmal. Du bist ja jetzt dann wirklich auch Later Stage VC. Du hast ja wahrscheinlich diese ganzen Szenarien mal durchdacht. Vielleicht auch losgelöst von Accane. Einfach nochmal kurz dein Blick zu den möglichen Exit-Szenariern, die so ein Startup in einem gewissen Reifegrad hat. Weil man könnte jetzt hier sagen, in der nächsten Runde kommen dann vielleicht nochmal Strategien mit an Bord. Und dann hat man seine Partnerschaften sicher auf Dauer. PE-Platform finde ich einen ganz spannenden anderen Case. Kann ich aber jetzt aus... Aus eurer Sicht gar nicht beurteilen, ob das hinterher lukrativer ist als ein Börsengang oder wenn dann die Hyperscaler zuschlagen.

Speaker 2: Ja, also das sind ja komplett unterschiedliche Exit-Szenarien. Deswegen frage ich, ja, das ist ja super spannend, ne? Ja, vielleicht ganz kurz zu Exzenen, ganz, ganz konkret. Wir glauben, dass der Markt und die Opportunity groß genug ist, dass sie letztendlich für all diese Optionen auch funktionieren für uns als VC. Wir sind, ich sagte das ja gerade schon in der A-Runde eingestiegen, 2021.

Speaker 1: Und habt ihr euch, wenn ich ganz kurz unterbreche, habt ihr an der Stelle diese Frage schon gestellt? Also ist das quasi eine Frage, die man sich zu dem Zeitpunkt schon stellt und sagt, gehen alle drei Kanäle? Oder wäre dann auch ein Kanal, also hinter einem Exit-Kanal, ausreichend gewesen, dass ihr investiert?

Speaker 2: Also wir machen uns diese Überlegung im Rahmen unserer Investmententscheidung. Wir investieren letztendlich in Unternehmen, die ja natürlich das Potenzial haben, tatsächlich Märkte zu verändern, groß zu werden. Es muss nicht immer für alle Exit-Kanäle funktionieren, gerade wenn wir sehr früh investieren. Wir haben hier auch aus dem Seedfunk investiert und daher ist das nicht unbedingt notwendig. Dass beispielsweise auch ein PIs-Szenario für uns lukrativ sein kann. Hier ist das allerdings dann letztendlich auch dadurch, würde ich es mal sagen, entstanden, dass wir halt auch unseren Schwerpunkt sehr weit verbreitert haben. Also ich hatte jetzt gerade schon erwähnt, im Start waren wir als Point-Solution, um irgendwie Prozesse zu überwachen und mittlerweile ist es eine Plattform. Mit der wir letztendlich auch wachsen können und groß werden können.

Speaker 1: Ich hatte dich aber eben unterbrochen, das heißt aus eurer Sicht ist der lukrativste Weg.

Speaker 2: Das kann ich jetzt nicht sagen. Das ist eine gute Frage. Ja, ich finde die super spannend.

Speaker 1: Ich finde die super spannend. Ich habe noch nie gehört, dass Investor so alle drei Kanäle oder drei Wege aufzeichnet. Vielleicht sind es ja sogar noch mehr hinterher, aber ich finde das super spannend, ja.

Speaker 2: Ja, also wie gesagt, für uns ist es aktuell so, dass sich die gesamte Bandbreite irgendwie aufstellt und wir haben da letztendlich auch, das wird letztendlichen auch dadurch gezeigt und unterstrichen, dass wir jetzt auch dieses CWC mit eben diesen 70 Millionen an frischem Geld, was in das Unternehmen kommt und den Investoren in dieser Runde, die natürlich auch entsprechende Wachstumsszenarien in der Zukunft sehen, das lässt uns sehr zuversichtlich da jetzt an der Stelle auf diese verschiedenen Szenarie blicken. Welches am Ende das Attraktivste sein wird, das ist am Ende auch immer eine Frage von Timing. Ich meine, wir können uns die Märkte nicht zaubern, das muss man dann sehen, aber aktuell ist das etwas, wo wir jetzt erst wachsen wollen und schauen, welche Optionen sich uns da bieten.

Speaker 1: Na, und der Markt wird ja auch weiterhin wachsen erst mal. Oder habt ihr Bedenken, dass der Markt irgendwie gesättigt ist irgendwann?

Speaker 2: Also, als wir 2021 investiert haben, da ist letztendlich die Frage Markgröße und Markwachstum, das war das, was man am schnellsten und einfachsten mit, also positiv behandeln konnte. Weil, wie gesagt, heute, man weiß gar nicht, wie viel IoT-Geräte es eigentlich wirklich gibt. Also, das liegt letztendlichen auch daran, dass Dinge konsolidieren. Dass Produkte zusammengefasst werden in größeren Systemen und so weiter. Selbst die Frage, wie viele IoT-Geräte sind heute letztendlich im Netz oder aktiv, darauf findet man keine einfache Antwort. Das, was man weiß, ist, dass es wächst und was man weiss, dass das mittlerweile dutzende Milliarden sind. Also die Marktgröße sehen wir als überhaupt kein Problem.

Speaker 1: Dirk, dann drücke ich nach vorne raus die Daumen, dass sich das alles so weiterentwickelt und zumindest eine der drei Optionen sich irgendwann dann bewahrheitet. Hoffentlich die richtige für euch. Haben wir irgendwas wichtiges vergessen für den Moment?

Speaker 2: Ja, also vielleicht ganz kurz an der Stelle, dass wir letztendlich mit Exen und dem Unternehmen in Rom und Italien da jemanden haben, der von Anfang an, vom Tag 1, sehr international unterwegs ist. Ich möchte das nochmal betonen, weil das letztendlichen auch wichtig ist für frühere Unternehmen. Wo finde ich meine ersten Kunden? Wie richte ich mich aus oder wie richte mich ein, sage ich mal. Manchmal ist das ja ganz gemütlich. Mit zwei, drei großen Corporates irgendwie enger zusammenzuarbeiten. Es ist auch wichtig, um das Produkt zu formen und so weiter. Aber Xein ist hier und auch als positives Beispiel vom Tag eins sehr, sehr international gewesen. Und ich denke immer, das gehört auch zu diesem Erfolg, den wir da jetzt haben in den ersten wenigen Jahren auch dazu. Sehr aggressiver Gründer und sehr positiv.

Speaker 1: Im positiven Sinne nehme ich an.

Speaker 2: Genau, im positiven Sinne sehr aggressiv und was natürlich immer dazu gehört, dass so ein Unternehmen dann letztendlich auch gerade in den frühen Tagen und in den frünen Jahren auch wirklich funktioniert. Und am Ende dann, ich glaube auch am Ende, ein positives Beispiel für Technologieunternehmen in Europa.

Speaker 1: Und dann höre ich aber auch raus, dass wir vielleicht so eine Empfehlung für andere Gründerinnen und Gründern gleich international denken.

Speaker 2: Sehr früh, sehr international denken.

Speaker 1: Ganz genau. Spannend. Dann nehmen wir das mit. Dirk, es hat großen Spaß gemacht. Dann ganz lieben Dank, dass du da warst und nochmal glückmisch zu der Runde. Klingt wirklich toll. Bin gespannt, wie es da weitergeht.

Speaker 2: Herzlichen Dank Jan, es war mir eine Freude.

Speaker 1: Mir auch, ne? Bis bald! Cool, dann müssen wir offline.