In dieser Ausgabe berichten wir über das Loyalty-Startup Talon One mit einer 115-Millionen-Finanzierung, Googles verdoppelten Stromverbrauch und Proteste rund um Elon Musks KI-Rechenzentrum in Memphis. Außerdem: OpenAI gönnt sich eine Pause, Amazon setzt auf über eine Million Roboter – und das schwedische KI-Startup Lovable steht vor einer Milliardenbewertung.
In dieser Folge von Startup Insider Daily erfährst du, was die Startup- und Tech-Szene bewegt – kompakt, kuratiert und auf den Punkt.
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Startup Insider: Nachrichten des Tages - Für Donnerstag, den 3. Juli 2025
Talon One sammelt 115 Millionen Euro ein
Das Loyalty-Startup Talon One hat rund 115 Millionen Euro Wachstumskapital erhalten. Die Finanzierung wurde von den US-Investoren Silversmith Capital Partners, Meritech Capital und CRV bereitgestellt. Gründer Christoph Gerber hatte zuvor bereits Lieferando mitgegründet und 2014 erfolgreich verkauft. Talon One wurde 2015 in Berlin gegründet und bietet eine Software-as-a-Service-Plattform für personalisierte Werbeaktionen, Rabattstrategien sowie Treueprogramme. Die Lösung wird inzwischen von rund 270 Kunden weltweit genutzt, darunter H&M, Adidas, Costa Coffee, Sephora, Ticketmaster und Nordstrom. Die Belegschaft zählt laut Gerber 230 Mitarbeiter. Das Unternehmen will die frischen Mittel einsetzen, um seine KI-Funktionen auszubauen und damit das Konsumentenverhalten präziser analysieren zu können. Der Hauptwettbewerber ist Salesforce mit seiner Loyalty Cloud. Talon One positioniert sich als umfassendere Alternative, da es Promotions, Loyalität und spielerische Elemente kombiniert. Die Geschäftstätigkeit erstreckt sich auf Nordamerika, Europa und Asien. Das Startup entstand aus den Erfahrungen, die Gerber während seiner Zeit bei Lieferando im Umgang mit Rabattaktionen gemacht hatte. Die aktuelle Finanzierungsrunde zählt zu den größeren Investitionen in deutsche SaaS-Anbieter.
Apple reduziert Wochenarbeitszeit
Apple will ab Januar 2026 die Wochenarbeitszeit für Mitarbeiter in deutschen Stores auf 37,5 Stunden senken, ohne den Lohn anzupassen. Teilzeitkräfte sollen zusätzlich finanziell kompensiert werden. Diese Entscheidung erfolgte nach gewerkschaftlichen Aktionen, darunter eine von ver.di organisierte „aktive Pause“ vor dem Apple Store in Dresden. Ähnliche Aktionen fanden auch in Hamburg statt. Laut Gewerkschaft war das Ziel, Verbesserungsbedarf zu verdeutlichen und mehr Mitglieder zu gewinnen. Apple verwies zunächst auf bestehende Leistungen und betonte die laufende Kommunikation mit dem Betriebsrat. Die jetzt angekündigte Maßnahme entspricht einer zentralen Forderung aus einer Petition, die unter anderem mehr Transparenz bei Vergütung und Bewertungen forderte.
Amazon setzt über eine Million Roboter ein
Amazon betreibt inzwischen mehr als eine Million Roboter in seinen Logistikzentren und nähert sich damit der Zahl seiner menschlichen Angestellten, die bei rund 1,56 Millionen liegt. Die Zahl der Mitarbeiter pro Lagerhaus sank von etwa 1.000 im Jahr 2020 auf 670 im Jahr 2024, was den niedrigsten Stand seit 16 Jahren markiert. Gleichzeitig ist die Produktivität deutlich gestiegen. Während 2015 pro Mitarbeiter im Schnitt 175 Pakete verschickt wurden, sind es mittlerweile 3.870. Rund 75 Prozent aller Lieferungen werden heute bereits robotergestützt abgewickelt. Amazon nutzt zunehmend KI-basierte Lösungen wie DeepFleet, das bald eingeführt werden soll, um die Roboterflotte effizienter zu steuern. Neue Robotermodelle verfügen über Tastsensorik und übernehmen Aufgaben wie das Entnehmen von Artikeln aus Regalen.
OpenAI stoppt Arbeit für eine Woche
OpenAI hat eine einwöchige Arbeitspause für alle Mitarbeiter angeordnet, um auf wachsenden internen Druck und mehrere Abwerbungen durch Meta zu reagieren. Hintergrund ist der Verlust von vier Forschern an das konkurrierende KI-Unternehmen, was intern zu erheblicher Unruhe führte. Laut einer internen Mitteilung des Chief Research Officers Mark Chen wolle man dem Eindruck entgegenwirken, dem Abwerben tatenlos zuzusehen. Ziel der Maßnahme sei es, erschöpfte Teams zu entlasten und dem Abwanderungstrend entgegenzuwirken. Führungskräfte sind von der Regelung ausgenommen. Insider berichten, dass viele OpenAI-Angestellte regelmäßig bis zu 80 Stunden pro Woche arbeiten.
Musk-Zentrum Colossus sorgt für Proteste
Elon Musk betreibt in Memphis ein großes KI-Rechenzentrum namens Colossus, das ohne die erforderlichen Genehmigungen errichtet wurde und erhebliche Umweltprobleme verursacht. Das Zentrum wird durch 35 Methangasturbinen betrieben, deren Emissionen die ohnehin stark belastete Region weiter belasten. Die Luftverschmutzung in der Umgebung ist massiv gestiegen. Musk sicherte sich den Standort durch Geheimhaltungsvereinbarungen mit 14 Stadtverantwortlichen und umging so die öffentliche Beteiligung. Die Anlagen wurden illegal gebaut und verstoßen laut Kritikern gegen das US-Umweltrecht.
Google verdoppelt Stromverbrauch
Laut einem Nachhaltigkeitsbericht hat sich der Stromverbrauch von Googles Rechenzentren innerhalb von vier Jahren mehr als verdoppelt. Im Jahr 2024 lag der Bedarf bei 30,8 Millionen Megawattstunden, verglichen mit 14,4 Millionen im Jahr 2020. Etwa 95 Prozent des gesamten Stroms fließen in die Rechenzentren. Seit 2014 hat sich deren Verbrauch damit versiebenfacht. Google verfolgt das Ziel, weltweit rund um die Uhr auf kohlenstofffreie Energiequellen zurückzugreifen. Um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, investiert das Unternehmen in Geothermie, Solarenergie und Kernkraft. Besonders Geothermie gilt als stabiler Stromlieferant.
Thinking Machines Lab zahlt bis zu 500.000 US-Dollar Das von Mira Murati gegründete KI-Startup Thinking Machines Lab (TML) zahlt laut internen Unterlagen Grundgehälter von bis zu 500.000 US-Dollar an technische Mitarbeiter. Die Angaben stammen aus H-1B-Visum-Dokumenten, die bei der Einstellung von Nicht-US-Bürgern verpflichtend eingereicht werden müssen. Zusätzliche Prämien und Aktienoptionen sind darin nicht enthalten. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Grundgehalt bei OpenAI liegt bei 292.000 US-Dollar, bei Anthropic bei 387.500 US-Dollar.
Lernsieg meldet Insolvenz an
Die Lernsieg Mobile Media GmbH hat Insolvenz angemeldet. Die 2019 eingeführte App zur Bewertung von Lehrern war von Beginn an stark umstritten. Der Gründer Benjamin Hadrigan hatte die Plattform im Alter von 17 Jahren entwickelt. Trotz juristischer Erfolge nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten mit der Lehrergewerkschaft konnte sich das Unternehmen wirtschaftlich nicht behaupten. Im Jahr 2024 übernahm Katharina Lang 51 Prozent der Anteile und die Geschäftsführung. Ein Schweizer Investorenkonsortium stellte 1,8 Millionen Euro für mögliche Klagen bereit. Der geplante Relaunch im September 2024 blieb jedoch ohne Wirkung.
DFL und Schwarz steigen bei Dyn ein
Der Internet-Sportsender Dyn hat zwei neue Gesellschafter: Die Schwarz-Gruppe und die Deutsche Fußball Liga (DFL) beteiligen sich mit jeweils rund 42,5 bzw. 6,5 Prozent am Unternehmen. Damit teilen sich künftig vier Parteien die Eigentümerschaft: Springer, Schwarz, Dyn-Gründer Christian Seifert und die DFL. Der Einstieg steht noch unter dem Vorbehalt regulatorischer Genehmigungen. Dyn sendet derzeit kostenpflichtige Inhalte aus den Bereichen Handball, Basketball, Volleyball, Tischtennis und Hockey. Fußball war bislang bewusst ausgeschlossen.
Lovable vor Milliardenbewertung
Das schwedische KI-Startup Lovable steht kurz vor dem Abschluss einer Finanzierungsrunde über mehr als 150 Millionen US-Dollar, die das Unternehmen mit rund 1,8 Milliarden US-Dollar bewerten soll. Gegründet 2023 in Stockholm, entwickelt Lovable Vibe-Coding-Software, mit der Nutzer ohne Programmierkenntnisse funktionsfähige Apps und Websites erstellen können. Die neue Runde wird laut Berichten von Accel angeführt, auch 20VC und Creandum beteiligen sich erneut. Bereits im Februar hatte Lovable 15 Millionen US-Dollar eingesammelt und damals 17 Millionen US-Dollar an wiederkehrenden Jahreseinnahmen sowie 30.000 zahlende Kunden gemeldet. Nur sieben Monate nach dem Marktstart liegt der Umsatz inzwischen bei 75 Millionen US-Dollar jährlich.
Kurz:
Die Digitalwirtschaft in Deutschland wächst weiter und soll 2025 laut Bitkom einen Umsatz von 235,8 Milliarden Euro erreichen, vor allem getrieben durch Software und Cloud-Computing. Während in der Unterhaltungselektronik die Umsätze weiter sinken, fordert der Verband Entlastungen bei Stromkosten und eine neue Digitalstrategie der Bundesregierung.
Google lässt intern inzwischen jede dritte Codezeile von KI schreiben und will diesen Anteil weiter steigern, um die Produktivität zu erhöhen. Entwickler sollen laut neuen Vorgaben stärker auf KI setzen, was mittel- bis langfristig auch zu einem Abbau von Entwicklerstellen führen könnte.
Auf der Plattform X dürfen künftig auch KI-Bots sogenannte Community Notes schreiben, die irreführende Beiträge kontextualisieren sollen. Die KI-generierten Notizen müssen von Nutzern mit unterschiedlichen Perspektiven als hilfreich bewertet werden und werden klar gekennzeichnet.
Der Methan-Messsatellit MethaneSAT, mitfinanziert von Jeff Bezos, ist außer Kontrolle geraten und kann nicht mehr gesteuert werden. Das 88 Millionen Dollar teure Projekt sollte Emissionen aus dem All überwachen, die bisherigen Daten sollen dennoch ausgewertet und veröffentlicht werden.
Der Intranet-Anbieter LumApps übernimmt das Unternehmen Beekeeper und gründet die LumApps Group mit über 7 Millionen Nutzern und rund 600 Mitarbeitenden weltweit. Die fusionierte Einheit wird mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet, beide Marken bleiben zunächst erhalten.